Virus - Schwenker

Direkt zum Seiteninhalt

Hauptmenü:

Virus

 
Der Schwenker-Virus

 
 
Mehr durch Zufall erfuhr ich im Internet, dass ein Banditfahrer seine Maschine zum Seitenwagenbetrieb hat umbauen lassen. Von Gespannen wusste ich, dass man praktisch neu fahren lernen muß. Auch die Vorstellung, dass man damit auch keine Schräglagen mehr fahren kann, fand ich eher abschreckend.
Aber hier ging es um etwas anderes. Es ging um einen „Schwenker“. Hää? Schwenker, das war für mich bisher ein Dreibein mit einem Grillrost in der Mitte, im Saarland bestens bekannt.
 
 
Nein nein – bei einem Schwenkergespann wird außer einem Hilfsrahmen am Motorrad nix verändert. Der Beiwagen ist mit Kugelgelenken verbunden und so kann man mit dem Motorrad weiterhin Schräglage fahren. In Rechtskurven ist der Fahrer ganz dicht am Beiwagen – in Linkskurven gaanz weit wech. Zudem kann man das Beiwägelchen abschrauben und weiterhin Solo fahren. Der Betrieb ist also "wahlweise".
 
 
So etwas reizte mich. In erster Linie weil ich es noch nicht kannte, und so beschloss ich, mir das einmal in Natura anzusehen. Die Schwenkergemeinde in Deutschland ist recht klein und überschaubar. Da kam es gerade recht, dass sich eine Gruppe Schwenkerfahrer aus einem Internetforum im hessischen treffen wollte. Nun, das war schlappe 150km weit weg und ich fuhr am 19.09.2009 dort hin.  Der Inhaber einer Schwenkermanufaktur (Fa. Kalich aus Gondelsheim) war auch zugegen und ich musste gleich Probe fahren. Nun - ich also von Suzuki Bandit auf BMW GS...
Es war schon ein merkwürdiges Gefühl - aber nicht unangenehm und ich kam auf Anhieb damit zurecht. Ja, es machte sogar Spass, dieses neue Fahrgefühl zu "erfahren".

 
Es folgten nun über zwei Jahre der Unsicherheit.

Warum? Nun die meisten Schwenkerfahrer haben Kinder oder Hunde die sie im Beiwagen mitnehmen. Was hatte ich ??  (Nix, außer dass es Spass macht.)
 
 
Nicht nur fehlende Beifahrer, auch das der Preis eines Schwenkerumbaus meiner Bandit deren Anschaffungskosten weit übersteigen würde, sorgte für Kopfschütteln meiner BEVA ( beste Ehefrau von allen) .
„Was willst Du damit?“ und „verrückt“ waren noch die harmlosesten Aussagen zu meinem Vorhaben. Der Rest der Familie und die meisten meiner bekannten Motorradfahrer schlossen sich dieser Meinung an.  
Ein Jahr ging vorbei, aber der Bazillus saß schon fest.
 
Das nächste Treffen der Schwenkergemeinde im Kraichgau stand im Jahre 2012 an. Der Schwenkerbauer rief an und fragte ob er für mich, falls ich denn kommen würde, einen Schwenker reservieren solle..

 
Fand ich sehr nett von ihm und war bestimmt oooohne jegliche Absicht.... Also auf nach Gondelsheim.

 
Nun und dann bin ich einen ganzen Tag lang des Meisters neuestes Spielzeug gefahren. Eine Triumph 1200 Explorer mit Schwenkerbeiwagen.
 
Das war so absolut geil, dass nach diesem Wochenende mein Entschluß fest stand.
Alle moralischen, vernünftigen und wirtschaftlichen Bedenken über Bord zu werfen. Ich will jetzt Schwenker fahren – immerhin hatte ich nun seit dem ersten Schwenkerkontakt 3 Jahre lang überlegt – gezaudert, wieder verworfen….

Aber dieser Tag mit einer 260km langen Schwenkerfahrt zerstreute alle vernünftigen Gründe es nicht zu tun.


 
Um dem ganzen Vorhaben noch die Krone aufzusetzen –  Wenn sich schon Unvernunft durchsetzt, dann richtig!!

Es soll kein herkömmliches „Boot“ als Beiwagen verwendet werden, (ich hatte ja weder Kind noch Hund als Beifahrerund die Ehefrau fuhr schließlich selber ihr eigenes Motorrad)
Es sollte also ein auf einer Plattform frei stehender Sportsitz werden. Mit Hosenträgergurten, Überrollbügel, kleiner Fußstütze und seitlich verlaufender Rohre zum festhalten…
 
 
Unterstützung fand ich sofort beim Hersteller, dem Ralph Kalich – der ist an sich noch ein klein wenig verrückter als ich..: „Sowas hab ich noch nicht gebaut – aber die Idee ist geil“  

 
Nun ja – seit November 2012 stand meine Bandit in Gondelsheim zum Umbau. Ich glaube, dass dieser Umbau so ziemlich einzigartig ist und in dieser Form nicht oft zu finden sein wird.

 
Winterliche Straßenverhältnisse, die Weihnachtsfeiertage und damit die Betriebsruhe des Pulverlackierers, Virusinfektion des Schwenkerbauers ließen die Fertigstellung verzögern.
 
Aber am 3. März sollte es soweit sein. Aber dann – zwei Tage nach Verkündung des Liefertermins rief mich der Hr. Kalich an und bat mich inständig, die Abholung des neuen Schwenkergespannes doch noch um 2 Wochen zu verschieben.

 
Durch seine Krankheit war er im Verzug und ein Messestand auf der Intermoto in Saarbrücken wollte bestückt werden. Mit einem weinenden Auge gab ich nach, hatte er doch sich in allen Punkten stets bemüht, meine Vorstellungen umzusetzen.

 
Also plante ich die Fahrt nach Saarbrücken zur Messe ein um dort vor Ort meinen Schwenkerumbau zu begutachten. Nicht wissend, dass der Meister meinen Umbau bei der dortigen Custom-Bike-Show angemeldet hatte.
Ja, und da stand sie nun und alle meine Vorstellungen wurden übertroffen:
 
Ein richtig flotter Feger stand dort mit der Nummer 520 hinter einer Absperrkette. Der Chef selber nahm Platz und zeigte voller Stolz sein Werk
 
Gewiss nicht jedermanns Sache aber in dieser Art recht selten, wenn nicht einmalig so in Deutschland gebaut. Am Rande noch zu erwähnen, dass der Schwenkerbeiwagenbetrieb wahlweise ist.
 
Unter 5 min. ist der Schwenker abgebaut und man fährt solo wie zuvor.
 
Kleine ausklappbare Ablageflächen runden als Gimmick die liebevoll konstruierte Ausführung ab.
 
In der angemeldeten Klasse der „Special-Custom-Bikes“ sahnten wir den ersten Platz in Saarbrücken ab. Einen Tag später kamen wir damit per Trailer im Schneeregen hier in der Heimat an. Jetzt musste das Wetter nur noch besser werden!!!!


Hier eine der ersten Ausfahrten in der Heimat im Neandertal
 
Zurück zum Seiteninhalt | Zurück zum Hauptmenü