Wie alles begann
Wer 1954 geboren wurde, ist heute schon ein alter Sack. Wenn man so viel Glück hatte wie ich, dann hat man die Zeit bis heute unbeschadet überlebt. 1969 wurde ich 15 Jahre alt und man konnte seit 1965 mit 15 „Mofa“ fahren. Damals waren für mich die "Mofas" einfach undiskutabel. Da war ich ja mit dem Fahrrad schneller – So etwas wollte ich mir nicht antun und ich fand es lächerlich bei einem Tempo von 25km/h einen Helm zu tragen. Damals konnte man aber mit 16 Jahren die FS-Klasse 4+5 machen. Während die "5er" halt billiger im Unterhalt waren und nur ein Vers.-Kz. besaßen, waren die "4er" teurer im Unterhalt aber liefen echte 80 - 90 km/h und hatten ein richtiges Kennzeichen und man durfte auch auf die Autobahn.
Also machte ich 1970 den „Vierer“. Der bestand ja nur aus einer Fragebogenprüfung, Sehtest und Ersthelferschulung und war mit unter 100 DM abzuhaken. Ja und damals musste es dann die Kreidler RS sein in orange. Das war doch schon ein richtiges Mopped. Ein „Drehmoment“ war praktisch kaum vorhanden und man bewegte sich zweitakttypisch in einem engen Drehzahlbereich – da wo halt die 6 ¼ Pferdchen sich redlich bemühten die Fuhre vorwärts zu bringen. Trotzdem fuhr ich damals Touren bis zur Nordsee und war ansonsten Stammgast an der Nordschleife des Nürburgrings. Die Runde war damals noch erschwinglich und im Adenauer Forst konnte man zelten und Lagerfeuer machen und kaum einen hat´s gestört.
Nach der Kreidler machte ich mit 18 den FS der Klasse1 – der damals noch keine Leistungsbeschränkung hatte. Etliche fuhren sich damals den Hals ab, weil sie - Papas Geld vorausgesetzt - gleich ein dickes Mopped kauften. Damals war die Honda CB750 das "Maß der Dinge". Ich war da mangels „Masse“ bescheidener und so wurde es zunächst eine Zündapp KS 125, dann eine Honda CB250. (die erste mit einer Scheibenbremse)
Ein Kracher der damaligen Zeit war die Dreizylinder Kawa 500 H1. 60 Ps aus 500 Kubik – aber ein japanisches Wackelfahrwerk vom feinsten. Da war der Lenkungsdämpfer nicht nur zur Zierde dran. Ein Ausfall der Elektronikbausteine durch Vibrationen machte der Kawa den Garaus. Die Ersatzteile waren so teuer, dass ich das Motorrad als defekt verkaufte.
Dann wechselte ich zu einem legendären Viertakter. Wer kennt nicht den Spitznamen „Witwenmacher“ oder „Frankensteins Tochter“ – Richtig, die Kawasaki Z900. Ein richtiger Donnerbolzen mit viel Leistung und immer noch schlechtem Fahrwerk. Damals gab es auch noch keine gescheiten Reifen. Die japanischen Moppeds wurden durchweg mit Yokohama-Reifen ausgeliefert. Heute würde die kein Mensch mehr fahren – damals gab es kaum etwas anderes und das Geld war knapp. So wurde der „Gilsterhobel“ mein bester Freund. Dabei werden kleine feine Schnitte mit Rasierklingen längs in das Profil geschnitten. Nicht tiefer als 3 mm – dementsprechend oft musste das wiederholt werden. Aber damit machte man die Reifen einigermaßen rutschfest.
Ich kann mich noch an eine Wette erinnern, dass ich es schaffte unter 20 min. von der Gokartbahn in Hagen bis nach Hause nach Hochdahl zu fahren. (ca. 50 km)Das war abends gegen 22:00 Uhr mit Topspeed über die damals leere A46. Waaaahnsinn, dass mir damals nix passiert ist.
Nachdem ich es geschafft hatte mich mit dieser Maschine auszutoben ohne mich aus Maul zu legen, gab es ein downgrade auf kleine Fahrzeuge für den Weg zur Arbeit. Suzuki RV125 und RD250 waren preiswerte Arbeitstiere. Wobei ich mit der RV125 unheimlich viel Spass hatte – kommt eben nicht nur auf die PS an…
Ja, und dann verkaufte ein Arbeitskollege seine Yamaha XS 850. Ein Traum von Tourer mit Kardan und Windjammer-Verkleidung. Der letzte "Drilling" von Yamaha. Ein toller Klang und eigentlich schon ein sehr potenter Motor. Das war aber ein richtig schwerer Brocken und irgendwie für mich etwas zu viel „Tourer“. Ich habe sie dann nach zwei Jahren wieder verkauft. Nicht zuletzt, weil meine Frau da den Führerschein machte und es ihr kaum möglich war, auf diesem Brocken mit den Füßen den Boden zu erreichen. Trotzdem übten wir damit für die Fahrschule. "Wenn Du damit fahren kannst, schaffst Du die "Güllepumpe" der Fahrschule locker" ;-)
Wiederum ein Arbeitskollege verkaufte dann eine Yamaha XJ650 T. Eine der wenigen Modelle mit Abgasturbolader, diese Technik war damals sehr im Trend der japanischen Hersteller.
Der Vorbesitzer hatte sie echt aus Angst verkauft… Das Turboloch war noch sehr ausgeprägt und sorgte öfters für freudige Erlebnisse am Kurvenausgang, wenn nach dem runter schalten die richtige Drehzahl anstand und der Turbo recht hart einsetzte. Trotzdem – ich habe dieses Mopped echt gemocht, weil es an sich recht unscheinbar aussah und man damit immer wieder die Fahrer größerer Bikes schwer beeindrucken konnte, da sie bei Einsatz des Turbos so richtig Dampf hatte.
Hier mal eines der wenigen Bilder, die ich noch habe XS 850 in Sonderlackierung "Bronze dunkel".